Re: CONCERT REPORT: Dortmund, Germany, Sept. 29, 2010
Posted: Fri Oct 01, 2010 6:04 pm
Found this one.
http://www.2010lab.tv/blog/leonard-cohen-dortmund
LEONARD COHEN IN DORTMUND
Autor: Jens Mayer
Donnerstag, 30. September 2010 12:24
Um 23:47 Uhr haben wir längst mit dem Gedanken abgeschlossen, dass wir jemals noch einmal außerhalb dieser Halle existieren werden, ohne Cohen, ohne die Webb Sisters und die Band.
Gerade hat sich der Sänger zum fünften Mal von seinem Publikum verabschiedet, das nun schon seit einer guten halben Stunde vor den Sitzplätzen steht.
Leonard Cohen singt mit Gitarre um den Hals Hey, That‘s No Way To Say Goodbye, und mittlerweile glauben wir ihm, dass er diese Bühne niemals verlassen wird. So Long, Marianne, Closing Time, I Tried To Leave You - er ist immer noch da! Spielt mit seiner Band den siebten Song des Zugabeblocks. Keiner würde sich wundern, wenn es ewig so weitergehen würde. Doch nun ist Schluss. Zum letzten Mal wird der Hut gelüftet und die Leinwand zeigt sein etwas schütteres, weißgraues Haupthaar. Die letzte Verbeugung. Dann ist es vorbei.
Erhabenheit und Intimität
Vor wenigen Tagen ist Leonard Cohen 76 Jahre alt geworden. Er ist einer der letzten ganz großen Songwriter, gegen ihn ist Bob Dylan mit seinen 69 ein Jungspund.
Sein musikalisches Leben ist schon immer in Phasen verlaufen. Nach dem Album The Future von 1992 war der Poet lange Jahre verschwunden gewesen, hatte sich in ein buddhistisches Zen-Kloster zurückgezogen und meditiert. Doch Anfang des Jahrtausends veröffentlichte er plötzlich wieder neue Alben, und seit 2008 befindet sich der gebürtige Kanadier im Grunde auf Dauer-Tournee, nachdem er zuvor 15 Jahre lang auf keiner Bühne mehr zu sehen gewesen war.
Es war wohl ein hässlicher Umstand, der ihn dazu trieb. Sein Manager veruntreute Millionen, doch für Musikfans ein Glücksfall.
Die intensiven und ergreifenden Shows haben so mittlerweile nahezu eine Million Menschen erleben dürfen. Die DVD Live In London zeigte auch denen, die nicht live dabei sein konnten, dass Cohen es tatsächlich schafft einen Ort mit dem Namen "O2 Arena" mit Erhabenheit und Intimität zu erfüllen.
Der Mann mit der unvergleichlichen Stimmlage ist auch in Dortmund genauso würdevoll und dankbar wie es auch bei der Aufzeichnung zu sehen ist. Unzählige Male verbeugt er sich vor Publikum und seinen Mitmusikern sowie dem zauberhaften Sängerinnen-Duo The Webb Sisters - diesen Respekt muss man ihm abnehmen. Nur Zyniker können dieses Verhalten für aufgesetzt halten. Wem sollte der 76jährige noch etwas vormachen wollen?
Von Suzanne bis Hallelujah
Cohen lockt alle Generationen zu seinen Konzerten. Natürlich sind die dabei, die 1967 sein Debüt Songs Of Leonard Cohen gehört haben, deren erste Begegnung mit seinem Werk tatsächlich Suzanne war. Die, die in den 70er Jahren Chelsea Hotel No. 2 zum ersten Mal von ihm gehört haben oder sich 1977 vielleicht Death Of A Ladies Man gekauft haben, weil es von Phil Spector produziert wurde. Oder die, die in den 80ern von dem Synthesizer-Sound I‘m Your Man angezogen wurden (oder weil sie wissen wollten, nach welchem Song sich ihre Lieblingsband Sisters Of Mercy benannt hatte).
Die, die in den 90er Jahren durch den Soundtrack zu Oliver Stones Natural Born Killers auf ihn aufmerksam geworden sind, und die, die 2008 in der britischen Castingshow X-Faktor von Alexandra Burkes Hallelujah-Version gerührt waren, und auch Cohens Originalversion (von 1984) seinen ersten Top-40-Hit in Großbritannien bescherten.
Sie alle stehen zusammen vor ihren Sitzen - viele sind auch nach vorne zur Bühne gerannt, und können es kaum glauben als Cohen noch einmal die Gitarre umhängt, noch ein Stück spielt. Nach der dreistündigen Show - die Pause nicht mitgerechnet - und 28 (!) Stücken können selbst die Erbsenzähler nicht sagen, dass sie für ihre teuren Tickets nicht alles geboten bekommen haben. Doch über solche Kleinigkeiten will sich um zehn vor zwölf sowieso keiner Gedanken machen. Leonard Cohen hat die Bühne verlassen. Dieses Mal kehrt er nicht zurück. Doch, das hat er heute bestätigt: Bei den Dortmundern wird er von diesem Abend an für immer bleiben.
http://www.2010lab.tv/blog/leonard-cohen-dortmund
LEONARD COHEN IN DORTMUND
Autor: Jens Mayer
Donnerstag, 30. September 2010 12:24
Um 23:47 Uhr haben wir längst mit dem Gedanken abgeschlossen, dass wir jemals noch einmal außerhalb dieser Halle existieren werden, ohne Cohen, ohne die Webb Sisters und die Band.
Gerade hat sich der Sänger zum fünften Mal von seinem Publikum verabschiedet, das nun schon seit einer guten halben Stunde vor den Sitzplätzen steht.
Leonard Cohen singt mit Gitarre um den Hals Hey, That‘s No Way To Say Goodbye, und mittlerweile glauben wir ihm, dass er diese Bühne niemals verlassen wird. So Long, Marianne, Closing Time, I Tried To Leave You - er ist immer noch da! Spielt mit seiner Band den siebten Song des Zugabeblocks. Keiner würde sich wundern, wenn es ewig so weitergehen würde. Doch nun ist Schluss. Zum letzten Mal wird der Hut gelüftet und die Leinwand zeigt sein etwas schütteres, weißgraues Haupthaar. Die letzte Verbeugung. Dann ist es vorbei.
Erhabenheit und Intimität
Vor wenigen Tagen ist Leonard Cohen 76 Jahre alt geworden. Er ist einer der letzten ganz großen Songwriter, gegen ihn ist Bob Dylan mit seinen 69 ein Jungspund.
Sein musikalisches Leben ist schon immer in Phasen verlaufen. Nach dem Album The Future von 1992 war der Poet lange Jahre verschwunden gewesen, hatte sich in ein buddhistisches Zen-Kloster zurückgezogen und meditiert. Doch Anfang des Jahrtausends veröffentlichte er plötzlich wieder neue Alben, und seit 2008 befindet sich der gebürtige Kanadier im Grunde auf Dauer-Tournee, nachdem er zuvor 15 Jahre lang auf keiner Bühne mehr zu sehen gewesen war.
Es war wohl ein hässlicher Umstand, der ihn dazu trieb. Sein Manager veruntreute Millionen, doch für Musikfans ein Glücksfall.
Die intensiven und ergreifenden Shows haben so mittlerweile nahezu eine Million Menschen erleben dürfen. Die DVD Live In London zeigte auch denen, die nicht live dabei sein konnten, dass Cohen es tatsächlich schafft einen Ort mit dem Namen "O2 Arena" mit Erhabenheit und Intimität zu erfüllen.
Der Mann mit der unvergleichlichen Stimmlage ist auch in Dortmund genauso würdevoll und dankbar wie es auch bei der Aufzeichnung zu sehen ist. Unzählige Male verbeugt er sich vor Publikum und seinen Mitmusikern sowie dem zauberhaften Sängerinnen-Duo The Webb Sisters - diesen Respekt muss man ihm abnehmen. Nur Zyniker können dieses Verhalten für aufgesetzt halten. Wem sollte der 76jährige noch etwas vormachen wollen?
Von Suzanne bis Hallelujah
Cohen lockt alle Generationen zu seinen Konzerten. Natürlich sind die dabei, die 1967 sein Debüt Songs Of Leonard Cohen gehört haben, deren erste Begegnung mit seinem Werk tatsächlich Suzanne war. Die, die in den 70er Jahren Chelsea Hotel No. 2 zum ersten Mal von ihm gehört haben oder sich 1977 vielleicht Death Of A Ladies Man gekauft haben, weil es von Phil Spector produziert wurde. Oder die, die in den 80ern von dem Synthesizer-Sound I‘m Your Man angezogen wurden (oder weil sie wissen wollten, nach welchem Song sich ihre Lieblingsband Sisters Of Mercy benannt hatte).
Die, die in den 90er Jahren durch den Soundtrack zu Oliver Stones Natural Born Killers auf ihn aufmerksam geworden sind, und die, die 2008 in der britischen Castingshow X-Faktor von Alexandra Burkes Hallelujah-Version gerührt waren, und auch Cohens Originalversion (von 1984) seinen ersten Top-40-Hit in Großbritannien bescherten.
Sie alle stehen zusammen vor ihren Sitzen - viele sind auch nach vorne zur Bühne gerannt, und können es kaum glauben als Cohen noch einmal die Gitarre umhängt, noch ein Stück spielt. Nach der dreistündigen Show - die Pause nicht mitgerechnet - und 28 (!) Stücken können selbst die Erbsenzähler nicht sagen, dass sie für ihre teuren Tickets nicht alles geboten bekommen haben. Doch über solche Kleinigkeiten will sich um zehn vor zwölf sowieso keiner Gedanken machen. Leonard Cohen hat die Bühne verlassen. Dieses Mal kehrt er nicht zurück. Doch, das hat er heute bestätigt: Bei den Dortmundern wird er von diesem Abend an für immer bleiben.